BetriebsübernahmeVom Mitarbeiter zum Chef
Hannover.- (ve) Roland Kempf hat zwei Leidenschaften: Das Tischlerhandwerk und die Feigenzucht. Vor ein paar Jahren war dem Tischlermeister bereits klar, dass er in den kommenden Jahren beruflich kürzertreten und seinen Betrieb an einen Nachfolger übergeben will, um sich letzterem Hobby voll und ganz zu widmen. Doch wie am besten einen passenden Nachfolger finden? Seine Strategie: Frühzeitig bei den bereits vorhandenen Mitarbeitern den Nachfolgernachwuchs selbst heranziehen. Mit Jens Hoffmann ist der 50-Jährige Kempf fündig geworden, der sich seit wenigen Wochen neuer Chef der Tischlerei Roland Kempf in Ahlten bei Lehrte nennen darf.
Frühzeitige Planung ist das A und O
„Ich hatte nie vor mich selbstständig zu machen“, gibt der 35-Jährige Tischlermeister zu, „aber jetzt bin ich total froh, dass es so gekommen ist.“ Schon bei seinem Vorstellungsgespräch 2016 habe Kempf bei Hoffmann abgeklopft, ob er sich vorstellen könne, den Betrieb zu übernehmen. Seitdem wurde der junge Tischlermeister in alle Prozesse in Sachen „Chef-sein“ miteingebunden und Verantwortungen wurden nach und nach an ihn übertragen. „Was viele nicht denken: Ein Übernahmeprozess ist nicht mal eben so gemacht. Deshalb bin ich froh, dass ich in das „Chef-sein“ im wahrsten Sinne über die Jahre reingewachsen bin“, sagt Hoffmann.
Der Übernahmeprozess
Hilfe haben der neue und der ehemalige Chef von der Nachfolge- sowie der Betriebsberatung der Handwerkskammer Hannover bekommen. Hierzu gehörte u.a. die Beratung in Sachen Wertermittlung des Unternehmens, Unterstützung bei der Erstellung eines Businessplans sowie Fördermöglichkeiten. „Ich kann nur jedem Gründer oder Übernehmer empfehlen die Beratung und Begleitung einer Betriebsübernahme von der Handwerkskammer begleiten zu lassen“, empfiehlt Hoffmann. „Beim Übernahmeprozess gibt es so viele Dinge zu beachten, die man erst einmal nicht auf dem Schirm hat. Durch die Expertinnen und Experten der Handwerkskammer vermeidet man Stolperfallen in vielen Bereichen. Außerdem hat man bei Problemen und Fragen immer einen Ansprechpartner, der einem in kniffligen Situationen weiterhelfen kann.“ Für Hoffmann war beispielsweise die Erstellung des Businessplans eine Herausforderung, wie er selber sagt. „Wo will ich mit meinem Betrieb hin? Was läuft bereits gut? Wo besteht noch Optimierungsbedarf? „Mit diesen und weiteren Fragen muss man sich intensiv auseinandersetzen. Um die Bank von den eigenen Vorgaben auch zu überzeugen, kommt es da auf Kleinigkeiten in der Formulierung an. Da kann die Hilfe von Expertinnen und Experten aus der Kammer, für die das tägliches Geschäft ist, nicht schaden“, betont der Chef von 16 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Die Zukunftsvision
Und wie lauten die Antworten auf die Fragen, mit denen er sich für den Businessplan auseinandersetzen musste? Für den frisch gebackenen Chef ist es das Wichtigste die Tischlerei, die es mittlerweile seit 23 Jahren gibt, am Markt zu halten. Nachwuchsprobleme habe der Tischlermeister nicht. Viele junge Leute würden aus dem Ort für Praktika anfragen, die oft mit einem Ausbildungsvertrag endeten. Auch über die Auftragslage kann sich Hoffmann nicht beklagen. Wir sind gut ausgelastet. Gerne würde ich noch mehr Personal einstellen“, sagt der Tischlermeister. Für die Zukunft hat er sich außerdem vorgenommen das Thema Digitalisierung im Betrieb weiter voranzutreiben. Viel sei in den letzten Jahren schon geschehen. „Aber da geht noch mehr“, findet Hoffmann. „Ich denke da an Tablets für die Mitarbeitenden für die Auftragsabarbeitung aber auch die Idee vom papierloseren Büro will ich weiterverfolgen. Aber jetzt heißt es erstmal in die neue Rolle als Chef voll und ganz reinwachsen. Darauf freue ich mich.“(12.07.2023)
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Unsere nächsten Termine zum Thema:
- „Nachhaltig erfolgreich – Was in Sachen Digitalisierung und Energie möglich ist“ am 16.08.2023
- „Plötzlich Chef*in – Wie man einen Betrieb führen und entwickeln kann“ am 27.09.2023
- „Wenn es nicht rund läuft – Wie man mit Konflikten und Rollenfragen umgeht?“ am 22.11.2023
Jeweils um 17 Uhr in der Handwerkskammer Hannover