Unternehmensnachfolge „Und dann stand ich alleine da“
Seelze.- (nf) Ungeduldig, motiviert und gesellig – so würde sich Tim Strecker, Geschäftsführer der Elektro Strecker GmbH, selbst beschreiben. Was darüber hinaus auf den ersten Blick auffällt: Er ist jung – 33 Jahre alt. Doch wenn er über sein Unternehmen spricht, merkt man schnell, dass er die Führungsrolle routiniert einnimmt. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass er den Betrieb bereits seit zehn Jahren leitet.
Eigentlich hatte Strecker andere Pläne für sein Leben. Obwohl sein Vater einen Handwerksbetrieb führte, konnte er dem Handwerk nicht viel abgewinnen: „Das war überhaupt nicht meine Welt“, erzählt er. „Es hat mich gar nicht interessiert und ich hatte auch kein Talent dafür.“ Sein Traum war es Pilot zu werden. Doch das Gymnasium verließ er vor der Oberstufe mit dem erweiterten Realschulabschluss. „Ich war nicht der Fleißigste“, gibt er zu. Weil er ohne Abitur keine guten Aussichten auf eine Pilotenkarriere hatte und nicht wusste, was er machen sollte, begann er 2008 dann doch eine Ausbildung zum Elektroniker, allerdings nicht im väterlichen Betrieb.
In der handwerklichen Ausbildung fühlt er sich richtig. Vor allem das kollegiale Miteinander hat er zu schätzen gelernt: „Es war wie eine ganz andere Welt und hat mich total fasziniert. Das tut es nach wie vor.“ Direkt nach der Ausbildung machte er seinen Meister und eine Weiterbildung zum Betriebswirt.
Sein Vater hatte sich bereits einige Jahre zuvor aus dem Betrieb zurückgezogen, und ein erfahrener Meister übernahm die Leitung. Doch dieser verließ plötzlich die Firma, und Tim Strecker übernahm die Führung – ein Jahr nach seiner Ausbildung. „Und dann stand ich alleine da“, erinnert er sich. „Das war schon ein sehr, sehr harter Weg.“
Ein Ansprechpartner bei der Wirtschaftsförderung, der ihm beispielsweise die Teilnahme an Workshops ermöglichte, und ein Netzwerk von Mitbewerbern, die ihm beratend zur Seite standen, halfen ihm in dieser schwierigen Anfangszeit. In einer Erfahrungsaustauschgruppe lernte er Menschen kennen, mit denen er bis heute freundschaftlich verbunden ist.
Große Unterstützung erfuhr er auch von seinem Team. „Wir haben alle zusammen das Unternehmen weitergeführt“, erinnert sich Strecker. Gleichzeitig sei er in seiner neuen Führungsrolle von Anfang an respektvoll angenommen worden, auch weil er selbst großen Wert auf eine wertschätzende Kommunikation lege. „Wir haben eine ganz besondere, familiäre Unternehmenskultur entwickelt“, erzählt er. „Ich arbeite einfach gerne mit den Jungs und Mädels zusammen.“
Der 33-Jährige hat nicht nur den Umgang mit den Mitarbeitenden verändert. Er hat das Unternehmen grundlegend umgekrempelt. „Die Grundstruktur war da, aber ich habe sie überall angepasst und erweitert. Ich bin aber nach wie vor dabei. Es ist kein Prozess, der irgendwann endet, es geht immer weiter“, so Strecker.
Als Gestalter versteht er sich nicht nur in seinem Betrieb, sondern auch in seinen Ehrenämtern. Er ist im Vorstand der Elektroinnung und neues Mitglied der im Frühjahr 2024 gewählten Vollversammlung der Handwerkskammer Hannover. Woher seine Motivation kommt, sich neben der Führung eines Unternehmens noch ehrenamtlich zu engagieren, begründet er ganz pragmatisch: „Ich bin ein absoluter Fan des Handwerks und ich werde diesen Job noch lange machen – da ist es gut, mitbestimmen zu können.“ (30.07.2024)
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