
Im Streitfall spart eine außergerichtliche Schlichtung Zeit und Geld.
Schieds- und Schlichtungsstelle Schneller und günstiger
Hannover.- (see) Die Schieds- und Schlichtungsstelle der Handwerkskammer Hannover vermittelt bei Streitigkeiten zwischen Kunden und Handwerksbetrieben und bietet Verfahren zur außergerichtlichen Streitbeilegung zwischen Handwerksbetrieben an. Wichtige Fragen dazu hat uns Lars Kukowski beantwortet.
Herr Kukowski, in welchen Fällen kann die Schlichtungsstelle angerufen werden?
Der typische Fall sind Streitigkeiten über die Höhe von Rechnungen, aber auch bei Streit über die fachliche Ausführung von Arbeiten kann die Schieds- und Schlichtungsstelle vermitteln und z. B. die Einholung des Schiedsgutachtens empfehlen.
Welche Rolle übernimmt die Kammer bzw. der Schlichter konkret?
Meine Rolle richtet sich nach den Erfordernissen des jeweiligen Konflikts. Die Schieds- und Schlichtungsstelle ist zur Neutralität verpflichtet. In erster Linie unterstütze ich die Beteiligten dabei, zu einer Lösung zu kommen, die nach Möglichkeit für beide Seiten tragbar ist. Dazu erläutere ich bei Bedarf auch die objektive Rechtslage, gebe aber keine einseitigen Empfehlungen zum vorliegenden Fall.
Eine nicht unerhebliche Zahl der Konflikte löst sich im Übrigen auch schon im Vorfeld: Wenn eine Seite hier anruft, den Kern des Konfliktes schildert und ich bereits nach der Schilderung des Sachverhalts feststellen muss, dass die andere Seite im Recht wäre, weise ich deutlich darauf hin und empfehle, es gar nicht erst auf eine weitere Auseinandersetzung ankommen zu lassen.
Wie verbindlich ist eine Einigung durch die Schlichtungsstelle?
Wenn eine Einigung zustande kommt, so ist sie verbindlich wie ein Vertrag. Die Beteiligten können danach trotzdem noch vor Gericht gehen. In der Praxis habe ich das allerdings noch nicht erlebt.
Welche Vorteile bietet ein Schlichtungsverfahren gegenüber einem Gerichtsprozess?
Anders als in einem Gerichtsprozess muss man sich über Formalien keine Gedanken machen und kann das Verfahren gut ohne anwaltliche Hilfe führen. Ein Prozess kostet erfahrungsgemäß immer Geld, Zeit und Nerven. Das Geld für Anwälte und Gericht lassen sich durch ein Güteverfahren sparen, da dieses für die Handwerksbetriebe kostenfrei ist. Auch die erforderliche Zeit lässt sich wesentlich verkürzen, da Stellungnahmen nicht so umfassend ausfallen müssen und gern per E-Mail oder auch telefonisch erfolgen können; lediglich die Nerven muss man trotz allem noch mitbringen.
Ein weiterer Vorteil ist, dass ich als Mitarbeiter der Handwerkskammer einen besseren Einblick in die Praxis des Handwerks habe, als dies oft bei Gericht der Fall ist. Und als ehemaliger Anwalt kann ich aus meiner langjährigen Erfahrung schöpfen und in der Regel gut beurteilen, wie ein Gericht einen Streitfall handhaben würde.
Wie schnell sind in der Regel Lösungen erreichbar?
Das hängt stark davon ab, wie lösungsorientiert die Beteiligten sind und wie sie mitwirken. Aber auch in den bisher komplizierten Verfahren wurde in der Regel in weniger als der Hälfte der Zeit benötigt, die ein gerichtliches Verfahren gedauert hätte.
Welche typischen Fehler oder Versäumnisse führen aus Ihrer Sicht häufig zu Konflikten zwischen Handwerksbetrieben und Kunden?
Wenn ein Betrieb nicht oder nur schwer erreichbar ist und erst nach mehrfacher Erinnerung reagiert oder Termine platzen lässt, führt dies häufig zur Unzufriedenheit bei Kunden. Verbindlichkeit schafft Vertrauen. Kommt man derzeit nicht zu einer Antwort oder Reaktion, kann es helfen, den Kunden mit einer Zwischennachricht zu informieren, wann er damit rechnen kann. Die Angabe sollte aber realistisch sein und umso dringender eingehalten werden.
Was raten Sie Mitgliedsbetrieben, um Streitfälle von vornherein zu vermeiden?
Eine klare Kommunikation bezüglich der Kosten und der aufgewendeten Zeit ist wichtig. Viele Kunden verlassen sich auf die Kalkulation in Angeboten, auch wenn darauf hingewiesen wird, dass die Abrechnung nach dem tatsächlichen Aufwand erfolgt. Zeichnet sich ab, dass ein höherer Zeitaufwand erforderlich wird, sollte dies und auch der voraussichtliche Mehraufwand der Kundenseite so früh wie möglich mitgeteilt werden, damit diese weiß, was finanziell auf sie zukommt.
Herr Kukowski, vielen Dank für das Gespräch!
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