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Oßwald
Wanja Beckers macht bei Bootsbauermeister Christian Dietrich ein Praktikum.

Ein Betriebspraktikum hilft Jugendlichen bei der Berufsorientierung. Aber auch Betriebe, die Praktika anbieten, profitieren. Wir haben Wanja Beckers bei seinem Praktikum beim Bootsbauer begleitet.Per Praktikum zum Traumberuf

Hannover.- (vo) In der Werkstatt der Bootswerft Bopp & Dietrich am Steinhuder Meer liegt ein wohliger Holzgeruch in der Luft. Zwischen Bootsrümpfen und Werkbänken im hinteren Bereich der Werkstatt werden Holzzuschnitte auf einen Bock gehievt, während im Eingangsbereich Staub herumwirbelt und Späne fallen. Hier arbeitet Wanja Beckers mit Schleifpapier an einem Stück Holz. Chef Christian Dietrich schaut dem Schüler geduldig über die Schulter. Zwei Wochen lang macht der 13-Jährige bei dem Bootsbaumeister ein Praktikum, „um zum einen in die Welt des Bootsbaus einzutauchen, aber auch um herauszufinden, ob der Beruf etwas für mich ist“, erklärt Wanja Beckers.

Dass er zwei Wochen seiner Sommerferien für ein Praktikum „opfert“, ist für den Schüler selbstverständlich: „Ich bin gerne aktiv in den Ferien, und nach dem Urlaub wollte ich unbedingt noch etwas Praktisches machen“, so der Jugendliche. Die Stelle habe er über die Lehrstellenbörse der Handwerkskammer Hannover gefunden. „Dort bin ich auf die Anzeige des Betriebs gestoßen. Weil ich nicht wusste, was ein Bootsbauer eigentlich macht und weil mich schon immer interessiert hat, wie ein Boot überhaupt entsteht, habe ich mich einfach beworben. Und es hat geklappt“, erzählt Wanja Beckers.

Für Bootsbauermeister Christan Dietrich ist es wichtig Praktika für Schüler und Schülerinnen oder Schulabgänger und -abgängerinnen anzubieten. „Nur so können wir als Betrieb dafür sorgen, dass es genug Nachwuchs gibt. Außerdem sollen junge Menschen in einer richtigen Werkstatt erleben können, was Handwerk ist. Wenn es das nicht mehr geben würde, wäre das traurig“, so Dietrich. 1985 hat Dietrich den Betrieb mit einem Partner gegründet und seitdem stets Lehrlinge ausgebildet. Über zu wenige Bewerbungen muss sich der Handwerksmeister nicht beklagen. Im Schnitt landen gut 30 Bewerbungen pro Ausbildungsjahr auf seinem Schreibtisch. Doch bevor er einen neuen Lehrling einstellt, ist ein einwöchiges Praktikum in der Bootswerft ein Muss. „Man sieht ziemlich schnell, wer ein „guter“ Praktikant bzw. ein potenzieller Auszubildender ist“, so Dietrich. „Praktikanten müssen engagiert mitarbeiten, kommunikativ und interessiert sein und keine Angst haben sich schmutzig zu machen“, zählt der 64-Jährige die Voraussetzungen auf.

„Wanja macht seinen Job richtig gut“, lobt der Chef seinen derzeitigen Praktikanten. In den zwei Wochen hat der Schüler mit verschiedenen Schleifmaschinen gearbeitet, Boote auf- und abgetakelt und Holzbearbeitungstechniken kennengelernt sowie ein kleines Modellboot gebaut, das für ein Schulprojekt gedacht ist.

Was hat am meisten Spaß gemacht? „Alles“, betont Wanja Beckers. „Ich kann mir gut vorstellen eine Ausbildung zum Bootsbauer zu machen und jedem nur empfehlen ein Praktikum für die Berufsorientierung zu nutzen.“ Für den 13-Jährigen steht am Ende seines Praktikums bei der Bootswerft Bopp & Dietrich fest, dass dies nicht sein Letztes gewesen ist. „In den nächsten Ferien will ich unbedingt nochmal in einen völlig anderen Beruf reinschnuppern. Nur so kann man wirklich feststellen, was einem liegt und Spaß macht“, findet er. „Vielleicht Friseur oder Bäcker – auf jeden Fall ein Handwerk“, das steht für Wanja Beckers fest. (19.08.2016)

Freie Praktikums- sowie Ausbildungsplätze gibt es in der Lehrstellenbörse der Handwerkskammer Hannover unter www.hwk-hannover.de/lehrstellenboerse

Fotos von Wanjas Praktikum gibt es bei Flickr