InterviewMit Freude Wissen weitergeben
Die Handwerkskammer Hannover sucht bis zu 75 neue freiberufliche Honorardozentinnen und -dozenten, um zukünftige Meister und Auszubildende in der Erwachsenenbildung zu qualifizieren. Einer, der weiß, worauf es ankommt, ist Elektromeister Oliever Jysch. Seit 1987 steht er regelmäßig vor Kursgruppen – auch jetzt noch, obwohl er seit einem Jahr im Ruhestand ist.
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Herr Jysch, Sie sind Elektromeister und unterrichten seit 1987 als Honorardozent bei der Handwerkskammer Hannover. Was motiviert Sie nach so vielen Jahren immer noch dazu?
Für mich ist das fast schon ein Hobby. Andere gehen ins Fitnessstudio – ich unterrichte gerne in meiner Freizeit. Und es gibt mir ein gutes Gefühl, wenn ich nach Hause fahre und weiß, dass ich jemandem etwas beibringen konnte. Ein Tag, an dem ich mit einer Gruppe richtig gut gearbeitet habe, hat auch einen Mehrwert für mich selbst.
Was hat sich im Laufe der Zeit für Sie verändert?
Gebäudetechnisch nicht viel, aber logistisch ist heute natürlich einiges anders. Die Vorbereitung läuft größtenteils per Mail und digital – von der Vorbereitung über die Kommunikation mit der Handwerkskammer bis hin zu Präsentationen im Unterricht. Das bringt Vorteile, aber man muss sich auch darauf einlassen. Wie ein Dozent unterrichten sollte, ist zwar klar geregelt, doch er hat viele Freiheiten, wie er seinen Unterricht gestaltet. Am Ende geht es darum, dass die Teilnehmenden ihr Lernziel bestmöglich erreichen.
Wie sind Sie Dozent geworden? Hat man das im Blut?
Ich selbst habe 1984 meinen Meister bei der Handwerkskammer gemacht und fand es hilfreich, von erfahrenen Kollegen zu lernen. Als man mich Jahre später darauf ansprach, ob ich Lust hätte, andere zu unterrichten und auf ihrem Weg zu begleiten, habe ich es einfach ausprobiert. Obwohl ich gar nicht wusste, ob mir das liegt. Ich bin fast vier Jahrzehnte dabei, außerdem im HWK-Meisterprüfungsausschuss. Das spricht für die Tätigkeit.
Wer Freude daran hat, Wissen weiterzugeben, wird sich in der Rolle wohlfühlen.
Was sollten neue Honorardozentinnen und -dozenten mitbringen?
Neben dem Ausbilderschein ist Pünktlichkeit eine wesentliche Voraussetzung – man sollte immer vor den Teilnehmenden da sein. Wichtig ist auch, dass man gerne mit Menschen arbeitet, frei reden kann und sich zutraut, Fachwissen überzeugend zu vermitteln. Als Dozent steht man wie auf einer Bühne, vor einer Gruppe Erwachsener mit Erwartungen, das muss einem liegen.
Wie unterschiedlich sind die Teilnehmergruppen?
Das kann sehr heterogen sein. Da sitzen manchmal 20-Jährige neben 50-Jährigen, mit vielfältigen Vorkenntnissen. Wer sich gut in seinem Fachgebiet auskennt, Fragen sicher beantworten kann und sich nicht intensiv an sein Skript halten muss, ist hier richtig. Man bringt immer auch einen Teil von sich selbst mit ein, muss mit verschiedenen Persönlichkeiten in den Dialog gehen können – das macht den Unterricht lebendig.
Was würden Sie jemandem sagen, der überlegt, Honorardozent zu werden?
Hospitieren Sie einfach mal bei einer erfahrenen Dozentin oder einem Dozenten! Wer Freude daran hat, Wissen weiterzugeben, wird sich in der Rolle wohlfühlen. Die Arbeit lässt sich gut einplanen und es ist außerdem ein schöner Nebenerwerb – ideal auch für Ruheständler oder Selbstständige. Und: Es freut mich immer besonders, wenn ich übers Land fahre und einen Meisterbetrieb sehe, den ich selbst mit ausgebildet habe. Das macht mich wirklich stolz.