
Hannover (ak). - Nach mehreren Operationen stand Michael Harjes vor einer schweren Entscheidung: "Mein Arzt sagte mir, dass ich körperlich nicht mehr arbeiten kann. Das war ein harter Schlag." Seinen geliebten Tischlerbetrieb abzugeben, fiel ihm nicht leicht. Doch er wusste: "Ich musste eine neue Richtung einschlagen. Aber welche?"
Zunächst entschied er sich für ein Bauingenieurstudium. Doch schon nach kurzer Zeit merkte er, dass etwas fehlte. "Ich konnte meine Erfahrungen aus dem Berufsleben einbringen, meine Kommilitonen und Dozenten fanden das spannend – aber mir fehlte der Praxisbezug."
Dann kam der Wendepunkt: Dr. Frank-Peter Ahlers, Leiter des Zentrums für Umweltschutz bei der Handwerkskammer Hannover, hatte gerade einen neuen Lehrgang zum Gebäudeenergieberater ins Leben gerufen. Da er Harjes bereits kannte, sprach er ihn direkt an: "Wir haben da etwas Neues – ein Lehrgang zum Gebäudeenergieberater. Das könnte doch was für dich sein!"
Harjes war sofort interessiert. "Die Kombination aus Theorie und Praxis hat mich angesprochen. Ich wollte es ausprobieren." Also belegte er den Kurs zunächst neben seinem Studium. Doch schon bald merkte er: "Das ist mein Weg!" Er entschied sich, das Studium abzubrechen und sich voll und ganz auf die Ausbildung zum Gebäudeenergieberater zu konzentrieren.
Der erste Schritt in eine neue Richtung
Während seiner Ausbildung zum Gebäudeenergieberater entdeckte Harjes ein weiteres Thema, das ihn fesselte: Baubiologie. Nach längerer Suche stieß er schließlich auf ein Fernstudium, das genau seinen Vorstellungen entsprach. „Also habe ich mich kurzerhand eingeschrieben – es war genau das, was ich suchte.“
Während seines Studiums erkannte Harjes, wie wertvoll der Austausch mit Fachleuten aus unterschiedlichen Disziplinen ist. „Ich wollte ein Netzwerk schaffen, in dem jeder sein spezielles Wissen einbringt.“ Aus dieser Idee heraus gründete er eine interdisziplinäre Studiengruppe – mit Dachdeckern, Biologen, Bauingenieuren und vielen anderen. „Das war unglaublich bereichernd – jeder Blickwinkel hat uns weitergebracht.“
Sein Engagement blieb nicht unbemerkt: Die Handwerkskammer Hannover wurde auf ihn aufmerksam und ermutigte ihn, sich als Sachverständiger einzubringen – gerade weil er als erster Tischlermeister die Zusatzqualifikation zum Gebäudeenergieberater erworben hatte. Für Harjes war das ein Ansporn, noch weiterzugehen. Schnell stand für ihn fest: Diese Ausbildung sollte nur der Anfang sein.
Ein Verband mit Wirkung
„Mir war klar: Wir brauchen ein starkes Netzwerk für Gebäudeenergieberater.“ Mit diesem Ziel gründete Harjes den niedersächsischen Landesverband „Gebäudeenergieberater im Handwerk“ (GiH). Das Interesse war groß – nicht nur in Niedersachsen. Zeitgleich entstanden ähnliche Initiativen in anderen Bundesländern. Aus diesem bundesweiten Engagement wuchs schließlich ein gemeinsamer Dachverband: der heutige Bundesverband. „Plötzlich konnten wir auf höchster Ebene mitgestalten – das war ein großer Schritt!“
Er brachte seine Expertise in politische Entscheidungsprozesse ein, arbeitete mit dem Bundesbauministerium sowie dem Bundeswirtschaftsministerium zusammen und war an der Entwicklung des damaligen Energiepasses maßgeblich beteiligt. "Ich dachte immer: Wenn ich etwas verändern will, muss ich direkt mit den Entscheidern sprechen."
Doch er merkte schnell, dass Fachwissen allein nicht ausreichte. "Politik funktioniert anders, als ich dachte. Einmal habe ich dem Ministerialdirigenten Wolf Müller-Küllmann gesagt: ‚Wir bewerten Ihr Haus und erstellen einen Energieausweis!‘ Erst war er skeptisch, aber als ich ihm erklärte, dass er den regulären Preis zahlen würde, war er dabei." Einen ganzen Tag lang arbeiteten sie an seinem Haus. "Er hat alles verstanden, war voll dabei – aber als es zwei Wochen später um Sinnhaftigkeit einzelner Maßnahmen ging, war alles wie vorher. Das war frustrierend."
Engagement bis heute
Doch Harjes ließ sich nicht entmutigen. "Aufgeben war keine Option!" Er hielt Vorträge in ganz Deutschland, setzte sich für die Weiterbildung von Architekten ein und arbeitete als Sachverständiger für die NBank. "Ich wollte, dass Energieberatung Handwerk und Industrie zusammenbringt."
Seit zwei Jahren ist er offiziell im Ruhestand. "Mein Schwiegersohn hat mein Büro übernommen – das macht mich stolz." Sein Rat an alle, die sich mit dem Thema Gebäudeenergie auseinandersetzen wollen: "Tut etwas! Bildet euch weiter, erweitert euer Wissen und setzt es in die Praxis um. Nur so können wir die Zukunft des Bauens aktiv mitgestalten!"
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