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Franz Fender

Herbstkonjunktur 2023Rahmenbedingungen verunsichern handwerklichen Mittelstand

Hannover, 26. Oktober 2023. Der heute im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellte Herbstkonjunkturbericht zeigt es deutlich: Handwerksbetriebe im Kammerbezirk Hannover schrauben ihre Erwartungen an die zukünftige Entwicklung deutlich zurück. „Im Frühjahr dieses Jahres schien es so, als gebe es Grund zur Hoffnung. Die Ereignisse in der Welt überschlagen sich. Gleichzeitig wird deutlich, dass es für Deutschland insgesamt keine Vision zur nachhaltigen Entwicklung gibt, aus der klare konsistente Zielsetzungen und Maßnahmen folgen. Die Vorgabe der Klimaneutralität bis 2045 ist keine Vision, sondern die Basis für Narrative, die kein ganzheitlicher politischer Handlungsrahmen sind“, bewertet Karst unter Einbeziehung der Entwicklungen die aktuellen Umfrageergebnisse in Gesamtschau. Dies zeige sich insbesondere in den Umfragerückmeldungen der Gewerke des Bauhauptgewerbes.

Zwar liefen die Geschäfte aktuell noch gut „Aber die zukünftigen Erwartungen sind deutlich negativ“, hebt Karst hervor. Es sei an der Zeit, die angestrebte Transformation ganzheitlich ökonomisch, ökologisch und sozial und vor allem auch technologieoffen vom Ende her zu denken; und zwar durchweg im Sinne der UN-Agenda 2030.

Trotz der in einigen Branchen schlechten Prognosen halten die Betriebe die Beschäftigung weiterhin auf stabilem Niveau. „Die Situation ist paradox: Einerseits ist klar, dass Fachkräfte von der Gesellschaft gebraucht werden. Andererseits macht es die Auftragsentwicklung erforderlich, sich unternehmerisch mit Beschäftigungsabbau auseinanderzusetzen. Das kann doch politisch nicht gewollt sein“, beschreibt der Hauptgeschäftsführer die Arbeitsmarktsituation im Handwerk. Eine ähnliche Entwicklung zeige sich in Bezug auf die in einigen Handwerksbranchen deutlich rückläufige Investitionstätigkeit. „Je unwägbarer die betriebswirtschaftliche Entwicklung, umso zurückhaltender gehen Unternehmerinnen und Unternehmen natürlich auch mit Investitionsplanungen um. Das betrifft vor allem sinnvolle zukunftsweisende Investitionen. Auch diese von Regulatorik geprägte Entwicklung ist in ihren volkswirtschaftlichen Konsequenzen mit großer Skepsis zu bewerten“, ordnet Karst die Rückmeldung der Betriebe ein.

Entwicklung für Bauhandwerke spitzen sich zu

Das Geschäftsklima im Bauhandwerk ist nach Rückmeldung der Betriebe im Vergleich zum Vorjahr um weitere 6 Indexpunkte gefallen und liegt nun mit 87 Punkten deutlich im negativen Bereich. Die aktuell mit 122 Indexpunkten noch gut bewertete Geschäftslage darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Aussichten schlecht sind. Auftragseingänge waren bei 40 Prozent der Betriebe schon im Umfragezeitpunkt zurückgegangen. „Für das vierte Quartal rechnen sogar 54 Prozent der Betriebe mit sinkenden Auftragseingängen. Das wird auch zur Folge haben, dass Arbeitsplätze abgebaut werden“, beschreibt Dr. Matthias Lankau, Abteilungsleiter ökonomische Unternehmensentwicklung, die aktuelle Lage.

Ausbauhandwerke weiterhin auf Höhenflug

Das Ausbauhandwerk belegt mit 158 Punkten wiederholt den Spitzenplatz unter den Gewerkegruppen in der Bewertung der aktuellen Geschäftslage. Der Abwärtstrend aus dem Bauhandwerk macht sich hier noch nicht bemerkbar. „Größtes Problem der Betriebe sind die Nichtverfügbarkeit beziehungsweise die Lieferzeiten für Vorprodukte und Materialien sowie die Verunsicherung der Kunden hinsichtlich der Umrüstung ihrer Heizungsanlagen“, hebt Lankau hervor. 55 Prozent der Betriebe geben an, erhöhte Lieferzeiten hinnehmen zu müssen; immerhin 40 Prozent geben an, dass Produkte und Materialien gar nicht erst verfügbar sind. „Die Lieferketten haben sich zwar entspannt. Allerdings scheinen sich globale Produktions- und infolge Auslieferungszyklen noch nicht vollständig erholt zu haben“, interpretiert Lankau die Rückmeldung der Betriebe.

Kfz-Handwerk: E-Auto-Absatz sinkt um 29 Prozent – Zulieferer belastet schwächelnde Industrie

Mit Wegfall der Förderung für gewerblich genutzte Fahrzeuge mit Elektroantrieb im August dieses Jahres, sank der Absatz im Vorjahresvergleich um 29 Prozent. „Eine Lücke, die sich im Handel deutlich bemerkbar macht“, unterstreicht Lankau. Zusätzlich sind die Kunden aufgrund der weiterhin hohen Preise im Neu- und Gebrauchtwagenmarkt derzeit noch zurückhaltend. Ferner fehlen qualifizierte Fachkräfte, um die anhaltend hohe Nachfrage nach Werkstattleistungen bedienen zu können. Entsprechend ist das Geschäftsklima mit 101 Indexpunkten auch nur knapp im positiven Bereich.

Ein ähnliches Bild zeigt sich im Handwerk für den gewerblichen Bedarf, das unter anderem den Maschinenbau sowie die Automobilwirtschaft beliefert und von den aktuellen Strukturwandlungsprozessen sowie der schwächelnden Exportnachfrage betroffen ist., Mit 92 Punkten wird die Geschäftslage als negativ bewertet. Die Auftragslage ist bei jedem dritten Betrieb schlechter und 13 Prozent der Betriebe haben Beschäftigte entlassen. Entsprechend pessimistisch ist die Prognose.

Stimmung im Dienstleistungshandwerk deutlich verbessert

38 Punkte besser als im Vorjahresquartal liegt der Geschäftsklimaindex in den Dienstleistungshandwerken jetzt nach langer Zeit wieder knapp im positiven Bereich (102 Punkte). Für das vierte Quartal 2023 rechnen die Betriebe mit stabilen Auftragseingänge und infolge auch stabilen Umsätzen. „Entsprechend planen saldiert 5 Prozent der Betriebe, Beschäftigte einzustellen“, gibt Lankau den Trend wieder.

Fleischer, Bäcker & Co. erholen sich

Die Nahrungsmittelhandwerke waren durch ihre energieintensive Produktion durch die Preisexplosionen im vergangenen Jahr stark betroffen. „Demgegenüber hat sich die Lage deutlich verbessert, was sich in einem Plus von 67 Punkten auf 113 Indexpunkte bei der Bewertung der aktuellen Geschäftslage deutlich zeigt“, gibt Lankau an. „Allerdings lassen sich Preissteigerungen nicht mehr an die Kunden weitergeben, sodass abzuwarten bleibt, wie sich die Beschäftigungssituation in den Gewerken des Nahrungsmittelhandwerks entwickelt.“

Regionalanalyse: Erwartung an zukünftige Entwicklung durchweg negativ

Die aktuelle Umfrage zeichnet ein relativ einheitliches Bild bezüglich der Beurteilung des Geschäftsklimas. Mit zwischen 102 und 107 Punkten wird die Situation positiv bewertet. Nur in Hameln-Pyrmont wird mit 87 Punkten schon das aktuelle Geschäftsklima als negativ bewertet. Aufgrund seiner Strukturschwäche sind die Betriebe in den Bau- und Ausbauhandwerken im Landkreis Hameln-Pyrmont noch pessimistischer als in den anderen Landkreisen.

Aufmerken lässt die Einschätzung der zukünftigen Entwicklung: Aus allen Landkreise melden die Betriebe Werte unter 100 Indexpunkte zurück. Damit sind die Erwartungen über die Mehrheit der Gewerke in allen Regionen negativ. Nur in den Gesundheits- und Nahrungshandwerken sind die Erwartungen positiv. „Da hilft es auch nichts, dass gegenüber dem Vorjahr eine leicht verbesserte Einschätzung der zukünftigen Entwicklung festzustellen ist. Die Zukunftserwartungen für einige Branchen des Handwerks waren schwierig und werden auch schwierig bleiben“, fasst Matthias Lankau die Ergebnisse zusammen.



 Pressekontakt:

Nina Lemmerz-Sickert

Abteilungsleiterin Kommunikation und Veranstaltungen Pressesprecherin / Stabsstelle Corporate Affairs

Tel. +49 511 34859 436

Fax +49 511 34859 432

lemmerz-sickert--at--hwk-hannover.de



  Den Herbst-Konjunkturbericht sowie alle Grafiken finden Sie zum Download unter www.hwk-hannover.de/konjunktur.



Im Video: Hauptgeschäftsführer Peter Karst fasst die  Ergebnisse der Konjunkturumfrage prägnant zusammen. Bauunternehmer Daniel Keding ergänzt aus Betriebssicht.

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